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Doppelmoral

In de Gesellschaft wird seit eh und je mit dem Finger auf Menschen gezeigt, die in der Sexarbeit tätig sind. Wir werden als minderwertig betrachtet und mit Vorurteilen belastet, schikaniert, ausgegrenzt.

Ich denke, es liegt zu einem grossen Teil an der gelebten Doppelmoral der Menschen.


Doppelmoral bezeichnet das Phänomen, dass für bestimmte Gruppen oder Personen andere moralische Maßstäbe gelten als für andere. Dies zeigt sich besonders deutlich in Bezug auf die Sexarbeit.

Während Prostituierte häufig als unmoralisch und schmutzig angesehen werden, wird gleichzeitig ein großer Markt für Pornografie und erotische Dienstleistungen bedient. Ebenso wird die Nutzung von Dating-Apps und Casual Sex oft akzeptiert, während gleichzeitig die Arbeit von Prostituierten verurteilt wird. One Night Stands sind heutzutage nichts verwerfliches mehr, aber sich dafür bezahlen lassen, schon.


Sogar Branchenintern werden Sexarbeiter:innen degradiert. Gehst zu auf den Strassenstrich, bist du weniger wert, als die «High Class Escorte»!

Auch Pornodarsteller:innen geben sich wenig mühe, die Branche zu entstigmatisieren.


Es macht mich unglaublich wütend, wenn ich solche Aussagen höre&lese, wie zum Beispiel in diesem Artikel hier:


«Die gebürtige Deutsche, die mittlerweile schon länger in der Schweiz lebt, dreht in ihrer Wohnung Amateurpornos und bietet Live-Webcam-Shows an. Das Ganze passiert dann, wenn ihre 13-monatige Tochter im Kinderzimmer schläft. Tamy sagt: «Ich bin Mutter und drehe Amateurpornos – na und?»

Es sei am Ende des Tages ein Beruf wie jeder andere. «Meine Tochter soll lernen, dass jeder Mensch gleich viel Wert hat, egal was er macht.»

«Ich will mein Leben nicht nach der Erwartungshaltung und Norm der Gesellschaft leben.»

Ausserdem sei sie keine Prostituierte. «Das würde ich nie machen. Ich stehe voll und ganz hinter dem, was ich tue.» Der Unterschied sei, dass sie nicht mit jedem gegen Geld Sex, sondern nur wenige, auserwählte Drehpartner habe.»


Da könnte ich echt laut schreien, Liebe Leute!


Der Artikel fängt zwar ganz okay an… so à la Selbstverwirklichung und so. Und dann, dieser Satz, gleich nachdem sie behauptet, ihrer Tochter beibringen zu wollen, dass jeder Mensch gleich viel Wert hat, egal was er macht. Sie sei ja keine Prostituierte!


Abwertung Pur, wie ein Schlag ins Gesicht. Und, vorallem, Liebe Tamy, woher willst du eigentlich wissen, das eine Prostituierte mit jedem Sex hat?

Würde ich mich nun auf diese Ebene herunterlassen, wo man sich anfeindet, dann würde ich argumentieren, dass ich viel lieber realen Sex mit realen Menschen habe, statt nur gestellten, ausgeleuchteten, gefakten Sex, und dafür Tausenden als Wi** Vorlage dienen!


Aber, wie gesagt, finde ich solche Aussagen mehr als unnötig.


Doppelmoral:

Da wir mehrheitlich zu Monogamie erzogen werden (Kirche und sonstigen Institutionen sei Dank), gilt es als gesellschaftlich inakzeptabel, Sex ausserhalb der Ehe, der Partnerschaft zu haben. Dies führt dazu, das Kunden von Sexarbeiter:innen nicht zugeben können, Kunden zu sein. Was dazu führt, das Sexarbeit verpönt ist. Sowohl Anbieter:innen wie auch sigmatisierte Kunden, leiden unter diesen Umständen.


Diese Doppelmoral ist nicht nur unfair, sondern auch gefährlich. Sie führt dazu, dass Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter diskriminiert werden.


Zudem bin ich mir sicher, das Sexarbeiter:innen auch von den Freiern besser behandelt werden würden, hätte diese Arbeit einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft.

Ich erlebe tagein, tagaus abwertende Situationen, wie versetzt werden ohne Absage, Beleidigungen in Form von Textnachrichten, zu spät kommen, und vieles mehr. Dies ist meiner Meinung nach, das Resultat von der weit verbreiteten Meinung, das Sexarbeiter:innen als Menschen einen minderen Wert haben.


Ich finde es absolut skandalös, das immer noch dieser Irrglaube besteht. Das selbst die Freier, die den Dienst in Anspruch nehmen, nicht bereit sind, mit mehr Respekt und Anstand auf die Anbieterinnen zuzugehen. Dies meiner Meinung nach, da sie schlicht nicht mit ihrer eigener Abwertung klar kommen.


Schade, muss der Mensch stets andere Abwerten, um den eigenen Wert zu steigern.


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